Die Kunst des japanischen Teehausgartens, 1. Teil

Die Kunst des japanischen Teehausgartens, 1. Teil 

Bei japanischen Gärten werden oft drei verschiedene Arten voneinander unterschieden. So gibt es zum einen den chisen-teien, der einen Teichgarten bezeichnet, und zum anderen den karensansui. Er ist ein Steingarten und auch als Zen-Garten bekannt. Als Drittes kommt der roji als einfacher, ländlicher Garten vor einem Teehaus dazu. Der roji verkörpert die japanische Landschaftsästhetik. Durch sie wird der Teehausgarten zu einem Ort der Ruhe und Gelassenheit, der die Seele des Betrachters tief berührt.

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Die Kunst des japanischen Teehausgartens, 1. Teil

Der legendäre Teemeister Sen no Rikyū perfektionierte im späten 16. Jahrhundert den Stil der Teezeremonie, die wir heute als wabi-cha kennen. In der Zeremonie erwacht das wabi, die einfache Schönheit einer ländlichen Umgebung wie in den Bergen, zum Leben.

Wer durch den roji zum Teehaus geht, lässt die Hektik der Stadt hinter sich. Natürlich ist es nicht ganz einfach, die Stimmung eines ruhigen Bergidylls im Garten einer modernen Stadt umzusetzen. Aber es ist eben auch nicht unmöglich.

In einem zweiteiligen Beitrag führen wir in die Kunst des japanischen Teehausgartens ein und erklären die wichtigsten Elemente, die einen roji charakterisieren:

Was genau ist ein Teehausgarten (roji)?

Der roji ist der Garten vor einem Teehaus (chashitsu). Das Teehaus ist der Ort, an dem die traditionelle Teezeremonie (chaji) stattfindet.

Alle Elemente dieser Zeremonie, angefangen bei den kleinen Portionen von saisonalen Speisen (kaiseki), die gereicht werden, bis hin zur Zubereitung und dem Genuss des Tees, sind in ihrer Reihenfolge und den Abläufen genau festgelegt. Denn die Teezeremonie soll aufrichtige Gastlichkeit zum Ausdruck bringen.

Doch die Zeremonie beginnt schon vor dem Betreten des Teehauses. Mit jedem Schritt durch den roji entfernen sich die Gäste von ihrem Alltag und nähern sich der ganz eigenen Welt der traditionellen japanischen Teezeremonie.

Für Japaner ist der Teehausgarten ein Ort, an dem sie ihr normales Leben in der gewohnten Welt hinter sich lassen.

Auf dem Weg ins Teehaus gelten für die Gäste feste Regeln, die mit bestimmten Handlungen verknüpft sind. Alles, was sie dafür brauchen, ist im roji vorhanden und in der richtigen Reihenfolge angeordnet.

Die Wurzeln des Teehausgartens sind eng mit der Teezeremonie verknüpft. Doch auch diejenigen, die recht wenig über das doch recht komplexe Ritual wissen, haben oft einen roji vor Augen, wenn sie an einen japanischen Garten denken.

Was sind die zentralen Elemente in einem japanischen Teehausgarten?

Behalten wir die eben genannten Grundlagen im Hinterkopf, können wir besser nachvollziehen, welche Elemente einen japanischen Teehausgarten ausmachen.

Tsukubai

Zu den wichtigsten Elementen in einem roji gehört das tsukubai. Hier waschen sich die Gäste die Hände und spülen ihren Mund aus. Auf diese Weise reinigen sie symbolisch den Körper und den Geist, bevor sie in das Teehaus eintreten.

Das tsukubai besteht aus einem Waschbecken (chozubachi), um das herum größere Steine angeordnet sind. Diese Steine (yakuishi) dienen aber nicht nur als Deko, sondern haben eine bestimmte Bedeutung. Aus diesem Grund ist jeder einzelne Stein ganz bewusst so angeordnet, wie er angeordnet ist.

Das Waschbecken selbst steht auf einer Fläche namens umi, die mit kleinen, runden Flusskieseln bedeckt ist. Die Kieselsteine sollen das Wasser auffangen, das aus dem Becken herausspritzt, damit der Boden mit der Zeit nicht ausgewaschen wird.

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Manchmal ist in die Fläche auch ein Abfluss eingearbeitet, der das Wasser in ein unterirdisches Auffangbecken (suikinkitsu) leitet. Das Geräusch, das das abfließende Wasser erzeugt, klingt dann wie eine Art Musik.

Vor dem Waschbecken befindet sich ein Trittstein (maeishi). Darauf stellt sich der Gast, wenn er Wasser aus dem Becken schöpft. Rechts neben dem Becken befindet sich ein Stein (yuokeishi), auf dem im Winter ein Holzeimer mit heißem Wasser steht.

Auf einem weiteren Stein links neben dem Becken (teshokuishi) ist Platz für eine kleine Laterne, wenn die Teezeremonie bei Dunkelheit stattfindet.

Das tsukubai bildet das Zentrum des ganzen Teehausgartens und ist deshalb von einer besonderen Atmosphäre umgeben.

Hat das Becken einen Wasserzulauf, sorgt das beruhigende Geräusch des fließenden Wassers für eine noch sanftere Stimmung. Aber auch ein einfaches Wasserbecken verleiht der Szenerie schon viel Tiefe.

Optimal ist, wenn das Wasserbecken an einer eher feuchten Stelle im Garen steht und von üppigen Pflanzen umgeben ist. Die satten Farben lassen ein Bild entstehen, das an die Natur in Gebirgsdörfern erinnert.

Schön ist auch, das tsukubai so zu positionieren, dass es von innen zu sehen ist. Blüten, die im Wasser schwimmen, eine stimmungsvolle Beleuchtung oder ein sanftes Plätschern können die ausdrucksvolle Atmosphäre noch verstärken.

Die Kunst des japanischen Teehausgartens, 1. Teil (1)

Chumon

Das chumon ist ein Mitteltor, das den roji teilt. Traditionell besteht ein Teehausgarten nämlich aus dem Außengarten (soto roji) und dem Innengarten (uchi roji).

Im Außengarten gibt es einen Wartebereich (koshikake machiai), der den Rastplätzen auf Wanderpfaden in den Bergen nachempfunden ist. Hier warten die Besucher auf den Gastgeber.

Hat der Gastgeber seine Gäste begrüßt, gehen sie gemeinsam durch das chumon in den Innengarten. Auch hier findet sich das eine oder andere Motiv, das Gebirgslandschaften aufgreift. In Japan teilt ein chumon die meisten Teegärten.

Das Tor selbst ist in aller Regel eine einfache Konstruktion aus Bambusstangen (yotsumegaki) oder gebogenen Bambusblättern (shiorido). Während die Stangen zu einem Gitter angeordnet sind, werden die Blätter zu einem rautenförmigen Muster verflochten.

Dabei ist es nicht notwendig, dass das chumon einen Sichtschutz bietet. Seine Funktion ist in erster Linie die symbolische Trennung in zwei Bereiche.

Aus diesem Grund eignet sich das chumon auch gut, um einen Garten im Stil eines Teehausgartens vom alltäglichen Gartenbereich mit Geräteschuppen, Wäscheleine und Sandkasten der Kinder abzugrenzen.

Im 2. Teil machen wir mit weiteren Elementen und der Bepflanzung eines japanischen Teehausgartens weiter.

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