Pilgern in Japan (mit Übernachtung bei Mönchen) – Wenn es ums Pilgern geht, denken die meisten im ersten Moment an den Jakobsweg. Doch Pilgern ist auch in Japan möglich und kann sogar eine Übernachtung bei Mönchen enthalten. In diesem Beitrag nehmen wir Sie mit auf eine ganz besondere Reise!
Inhalt
Der Pilgerweg Kumano Kodo
Der Kumano-Kodo-Pilgerweg auf Japans Hauptinsel Honshu gehört zu den bedeutendsten spirituellen Wegen weltweit. Er schlängelt sich durch die Berge der Halbinsel Kii und erstreckt sich dabei über die Präfekturen Wakayama, Nara, Osaka und Mie.
Seit mehr als einem Jahrtausend begehen Pilgerinnen und Pilger auf der Suche nach Erleuchtung den Weg. Früher waren das vor allem Asketen, Mönche, Samurai und Kaiser.
Heute sind es moderne Reisende, die Momente der Stille erleben, sich mit der Natur verbinden und tiefer in die spirituelle Geschichte Japans eintauchen möchten.
Insgesamt umfasst der Pilgerweg sieben Pfade. Im Jahr 2004 hat die UNESCO die traditionellen Wanderpfade mit ihren heiligen Bergen zum Weltkulturerbe ernannt.
Das Symbol des Pilgerwegs ist eine mystische dreibeinige Krähe, die sich der Pilgerweg übrigens mit der japanischen Fußballnationalmannschaft teilt.
Pilgern zu Fuß oder mit Bus und Bahn
Auf der Halbinsel Kii spaltet sich der Pilgerweg in mehrere kleinere Pfade auf, die kreuz und quer über die Halbinsel verlaufen. Wer den berühmten Nachi-Taisha-Schrein und den Nachi-Seigantoji-Tempel besuchten möchte, kann vom Bahnhof Kii-Katsuura aus mit dem Bus fahren.
Die Busfahrt dauert ungefähr eine halbe Stunde und die Bushaltestelle befindet sich direkt an einem Parkplatz vor dem Schrein und dem Tempel.
Auch die Schreine Kumano Hatayama Taisha und Kumano Hongu Taisha sind mit Bus und Bahn erreichbar. Es ist also nicht unbedingt notwendig, über viele Kilometer auf dem Pilgerweg zu wandern. Wer den Fußweg bevorzugt, kann den Gepäckshuttle entlang des Pilgerwegs nutzen und sich so ohne großes Gepäck auf den Weg machen.
Die Region, durch die der Pilgerweg führt, gilt seit ihren Anfängen als ein Gebiet mit spirituellem Reichtum. Dem Glauben nach sollen Götter die Naturlandschaft bewohnen.
Schon in der Heian-Zeit zwischen 794 und 1185 machten sich die ehemaligen Kaiser auf den beschwerlichen Weg nach Kumano, um nach spiritueller Erleuchtung zu suchen. Gleichzeitig wurde das Pilgerziel dadurch immer bekannter.
Traditionelle Verbindung erleben
Das heilige Zentrum bilden die drei wichtigsten Schreine der Region Kumano. Der Kumano-Hayatama-Taisha-Schrein, der Kumano-Nachi-Taisha-Schrein und der Kumano-Hongu-Taisha-Schrein sind einzigartig gestaltet und dienten ursprünglich unterschiedlichen Formen der Naturverehrung. Doch im Laufe der Zeit verschmolzen sie zu einem Hauptpilgerziel namens Kumano Sanzan.
Dabei weisen der Kumano-Nachi-Taisha-Schrein und der angrenzende Nachi-Seigantoji-Tempel eine Besonderheit auf, die es so nur noch selten in Japan gibt. Hintergrund dazu ist, dass bis in späte 19. Jahrhundert hinein der Buddhismus und der Shintoismus friedlich nebeneinander existierten.
Die Verschmelzung der beiden Glaubenssysteme nannte sich Shinbutsu-shugo. Seinerzeit galten die Shinto-Götter als einheimische Erscheinungsformen buddhistischer Gottheiten. Über tausend Jahre lang war das in Japan ganz normal.
Doch dann trieb die Politik die beiden Glaubenssysteme auseinander. In diesem Zuge wurden etliche Tempel und buddhistische Statuen zerstört. Verflechtungen von Elementen aus dem Buddhismus und dem Shintoismus sind heute deshalb kaum noch zu finden.
Doch mit dem Kumano-Nachi-Taisha-Schrein und dem angrenzenden Tempel können Pilgerinnen und Pilger die traditionelle Verbindung der religiösen Harmonie auch heute noch erleben.
Obwohl Kumano Sanzan zweifelsohne das Hauptziel des Pilgerwegs ist, ist die Strecke von vielen weiteren, kleineren Schreinen gesäumt. Sie werden als die 99 Oji-Schreine bezeichnet und sollen den Pilgerinnen und Pilgern Schutz bieten und als spirituelle Wegweiser dienen.
Übernachten bei Mönchen
Wer auf dem Pilgerweg unterwegs ist, kann bei den Mönchen in den Tempeln einkehren, um dort zu übernachten. Möglich ist das in einem 1.200 Jahre alten Zentrum des Shingon-Buddhismus.
Die Unterkünfte in den Tempeln von Koyasan sind durch leuchtende Laternen gekennzeichnet. Schon früher zeigte das Licht an den Klosterunterkünften, den Shukubo, müden und erschöpften Reisenden, dass sie hier einkehren und sich ausruhen können. Auch Pilgerinnen und Pilger heute können diese Dienste nutzen.
Um die Tempel zu erreichen, ist es am besten, vom Bahnhof Namba in Osaka aus den Zug zu nehmen. Die gemächliche Fahrt führt durch die Bergwälder von Wakayama. Ab dem Bahnhof Gokurakubashi geht es dann mit der Seilbahn weiter.
Insgesamt stehen 51 Unterkünfte bereit. Dabei können Pilgerinnen und Pilger bei einer Übernachtung in das Klosterleben eintauchen. Sie erleben die buddhistischen Mönche bei deren Praktiken und Aktivitäten.
Wer möchte, kann sich auch in den verschiedenen Formen der Meditationskunst anleiten lassen.
Morgens laden die Mönche dazu ein, sich dem Ritual von Otsutome anzuschließen. Dabei wird in der Haupthalle des Tempels gesungen, während die Luft vom Duft des Weihrauchs erfüllt ist. Die Verpflegung in der Tempelanlage entspricht der typisch vegetarischen Küche des Buddhismus.
Die Mahlzeiten enthalten kein Fleisch, keinen Fisch, keine Frühlingszwiebeln, keinen Knoblauch und keine sonstigen Genussmittel. Stattdessen werden die Gerichte der Küche namens Shojin Ryori aus saisonalen Zutaten zubereitet, die den Körper und den Geist nähren sollen.
Die Nachfrage nach den Unterkünften ist allerdings groß. Wer dieses besondere Erlebnis machen möchte, sollte sich deshalb rechtzeitig einen Platz reservieren. Möglich ist das online über die Webseite von Koyasan.
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Thema: Pilgern in Japan (mit Übernachtung bei Mönchen)
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