Warum ist das Rote Meer so umkämpft?

Warum ist das Rote Meer so umkämpft?

Huthi-Milizen aus dem Jemen liefern sich im Roten Meer immer wieder Gefechte mit westlichen Militärs um den Seeweg zum Suezkanal. Das hat auch Auswirkungen auf den Schiffsverkehr in diesem Gebiet. Um die maritime Sicherheit zu verstärken und die Seeleute vor Angriffen zu schützen, haben die USA, Großbritannien und auch die EU Operationen gestartet.

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Warum ist das Rote Meer so umkämpft

Aber warum ist das Rote Meer überhaupt so umkämpft? Wieso ist die Wasserstraße so wichtig? Weshalb brauchen die Handelsschiffe eine Eskorte und weichen nicht einfach auf eine andere Route aus?:

Welche Bedeutung hat der Zugang zum Suezkanal?

Für den Transport von Waren zwischen Asien und Europa mussten Handelsschiffe früher ganz Afrika umschiffen. Es gab keine andere Möglichkeit, als den weiten Weg vorbei am Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas zu nehmen. Schon vor rund 2.500 Jahren versuchten Kaufleute deshalb, eine kürzere Handelsroute zwischen Asien und Europa aufzubauen.

Für die sogenannte maritime Seidenstraße wurden mehrfach kleinere Kanäle zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer ausgehoben. Sie sollten die Landenge vom ägyptischen Suez überwinden.

Doch diese Transportwege hatten keinen Bestand. Erst als im Jahr 1869 der Suezkanal fertiggestellt wurde, stand ein breiter und durchgängiger Meerwasserkanal als Verbindung zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer zur Verfügung.

Heute ist der knapp 200 Kilometer lange Suezkanal die kürzeste Route zwischen Asien und Europa. Gleichzeitig ist er die wichtigste Handelsroute durch das Rote Meer und einer der wichtigsten Handelswege weltweit.

Rund zwölf Prozent des Welthandels laufen über den Suezkanal, etwa jedes zehnte internationale Handelsschiff passiert die Wasserstraße. Betreiber des Kanals ist eine staatliche ägyptische Firma.

Seit seiner Fertigstellung wurde der Suezkanal mehrere Male vertieft. Er gilt seit 2003 als Meilenstein in der Ingenieursbaukunst. Sowohl Handelsschiffe als auch Kriegsschiffe aller Nationen können die Wasserstraße nutzen.

Wie wichtig der Suezkanal als Umschlagplatz für Waren, aber auch wie anfällig dieses Nadelöhr ist, zeigte sich im März 2021. Damals lief der Frachter „Ever Given“ während eines Sandsturms auf Grund. Weil er quer zum Fahrweg liegen blieb, blockierte er den gesamten Kanal.

In beiden Fahrtrichtungen entstanden kilometerlange Staus. Erst nach sechs Tagen konnte das Containerschiff aus der Lage befreit werden.

Die weltweiten Lieferketten, die wegen der Corona-Pandemie ohnehin schon massiv beeinträchtigt waren, wurden durch diesen Zwischenfall zusätzlich enorm belastet.

Warum kam es zum aktuellen Konflikt im Roten Meer?

Im aktuellen Konflikt spielt der Suezkanal ebenfalls eine Schlüsselrolle. Auslöser der Auseinandersetzungen war der Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen, der Anfang Oktober 2023 ausgebrochen ist. Die Huthi-Milizen im Jemen, die vom Iran unterstützt werden, stehen eigenen Angaben zufolge auf der Seite der Palästinenser und auch der Hamas.

Israel sehen die Huthi-Milizen als gemeinsamen Feind. Deshalb attackieren sie seit Beginn des Gaza-Krieges Frachter, die an der jemenitischen Küste entlang durch das Rote Meer fahren und auf dem Weg nach Israel sind oder aus westlichen Herkunftsländern stammen, die Israel angeblich oder tatsächlich unterstützen.

Die Rebellen beschießen die Schiffe und nehmen mitunter deren Crews in Gewahrsam. Auf diese Weise wollen die Huthi zum einen verhindern, dass verschiffte Güter nach Israel gelangen. Zum anderen ist ihr Ziel, ihre eigene weltpolitische Stellung zu stärken.

Als Reaktion auf die Angriffe und zum Schutz der Handelsschiffe patrouillieren seit Ende 2023 Schiffe der US-amerikanischen Marine und des britischen Militärs.

Unterstützt von Australien, Bahrain, Kanada und der EU fangen sie Drohnen und Raketen ab und bombardieren ihrerseits militärische Stellungen der Rebellen. Diese Maßnahmen sollen in erster Linie dazu beitragen, die Weltwirtschaft, die durch die Angriffe beeinträchtigt ist, wieder zu stabilisieren.

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Reedereien nehmen Umwege in Kauf

Wegen der bedrohlichen Lage lassen viele große Reedereien ihre Schiffe seit Ende 2023 nicht mehr durch das Rote Meer fahren. Dazu gehören zum Beispiel das Hamburger Unternehmen Hapag-Lloyd und die dänische Reederei Maersk.

Die Internationale Schifffahrtskammer (ICS) erklärte, dass rund 20 Prozent der weltweiten Containerfrachter das Rote Meer mittlerweile meiden. Das Kieler Institut für Wirtschaftsforschung geht davon aus, dass der Containerhandel sogar um mehr als die Hälfte eingebrochen ist.

Weil die Gefahrenlage im Roten Meer den Handelsschiffen den Zugang zum Suezkanal versperrt, haben sie keine andere Wahl, als wie einst den tausende Kilometer langen Umweg um Afrika herum zu nehmen.

Durch diesen Umweg verlängern sich die Routen vom Indischen Ozean in den Nordatlantik um ungefähr ein Drittel, was bis zu 20 Tagen entspricht.

Die Folgen davon sind gestörte Lieferketten, verspätete Lieferungen und steigende Transportkosten für die Unternehmen. Hapag-Lloyd zum Beispiel bezifferte die Mehrkosten pro Monat auf Beträge im hohen zweistelligen Millionenbereich.

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Wie geht es im Roten Meer weiter?

Trotz der Militärpräsenz setzen die Huthi ihre Angriffe im Roten Meer fort. Sie kündigten an, die Angriffe auf ihre Stellungen zu vergelten. Auch der Iran und Russland verurteilten die Angriffe im Jemen und drohten den westlichen Nationen. Solange der Gaza-Krieg andauert, ist ein Ende der Krise im Roten Meer schwer absehbar.

Die EU hat im Februar 2024 die Operation „Aspides“ beschlossen. Aspides ist das altgriechische Wort für Schutzschilde. Als defensive Operation der maritimen Sicherheit ist das Ziel, die Freiheit der internationalen Schifffahrt zu wahren und die Sicherheit des Seeverkehrs im Roten Meer als einen der weltweit wichtigsten Seeverbindungswege zu schützen.

Die Deutsche Bundeswehr beteiligt sich mit Fregatten der Klasse 124 an der Operation. Die Schiffe haben eine rund 240 Mann starke Besatzung und können durch ihre weitreichenden Fähigkeiten im Bereich der Luftverteidigung andere Schiffe vor multidimensionalen Angriffen schützen.

Von Februar bis April entsandte die Bundeswehr die Fregatte Hessen ins Rote Meer, im August beteiligt sich die Fregatte Hamburg an der Operation.

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Hier schreiben Manfred Laue, - reisender Geschäftsmann im asiatischen Raum, sowie Hong Cian Shok - Backpacker wohnhaft in Deutschland, der jedes Jahr sich mehrere Wochen in Asien aufhält, sowie Christian Gülcan, mit Erfahrung aus 10 Jahren im Lebensmittel-Großhandel und Belieferung an asiatische Gastronomie, Betreiber und Redakteur dieser Webseite. Wir möchten Wissenswertes über asiatische Reiseziele, Kulturen und Wirtschaft vermitteln.

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