Wie Kochen als Schulfach in Japan die Gesundheit fördert
In japanischen Schulen gehört es zur Ausbildung dazu, dass die Kinder auch das Kochen lernen. Expert:innen sehen darin einen Grund, warum die Menschen in Japan, anders als in Deutschland, seltener mit Übergewicht zu kämpfen haben. Aber wie fördert Kochen als Schulfach in Japan die Gesundheit? Und könnte dieses Unterrichtsfach auch bei uns zum Vorbild werden?
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Kochunterricht als Orientierungshilfe
Eine Frau mit tragbarem Mikrofon läuft durch einen Raum und während sie die Zutaten des heutigen Gerichts erklärt, schaut sie immer mal wieder in die Kochtöpfe. Ihre Ausführungen sind durch Lautsprecher für alle gut zu hören. – Was nach einer Kochshow oder dem Auftritt auf einer Lebensmittelmesse klingt, ist Alltag an japanischen Schulen.
Das dazugehörige Schulfach heißt katei-ka, zu Deutsch: Hauswirtschaft. In vielen Ländern, darunter auch Deutschland, hat das Kochen in der Schule keinen besonders hohen Stellenwert.
In Japan ist das anders. Hier ist der Kochunterricht nicht nur Standard, sondern zählt sogar zu den sehr wichtigen Schulfächern. Bereits in der Grundschule wird damit begonnen, den Kindern die Grundlagen zu vermitteln.
Dabei geht es nicht nur um das eigentliche Kochen, sondern auch um die Aufklärung darüber, was gesund ist und was nicht.
Denn die meisten Schüler:innen interessieren sich zwar durchaus für Ernährung, wissen aber oft nicht so genau, was sie essen sollen. Deshalb greifen sie immer wieder auch zu Fertiggerichten.
Der Schulunterricht soll vermitteln, dass zu einer gesunden Ernährung unter anderem gehört, viel Gemüse und Ballaststoffe zu essen, Fett und Zucker hingegen zu begrenzen.
Dabei sind die Schüler:innen regelmäßig erstaunt darüber, wie ungesund manche Produkte sind und wie gut andersherum gesundes Essen schmecken kann.
Theorie und Praxis
Im Hauswirtschaftsunterricht verbinden sich Theorie und Praxis miteinander. Während sich die Schüler:innen um die Kochinseln gruppieren, stehen die Nährwerttabellen an der Tafel. In den Töpfen und Pfannen garen Reis, Suppen, Gemüse sowie Fleisch- und Fischgerichte.
Die Kinder lernen, dass es besser ist, frisch zu kochen, um die oft ungesunden Zusatzstoffe in Fertiggerichten zu vermeiden.
Sie lernen aber auch, dass eine ausgewogene Ernährung keinen Verzicht bedeutet und es durchaus okay ist, sich gelegentlich fettige Gerichte wie frittiertes Hühnchen zu gönnen.
Im Unterricht werden traditionelle japanische Gerichte besprochen. Auf dem Speiseplan steht die japanische Küche, manchmal ergänzt um moderne Interpretationen oder internationale Einflüsse.
Einige Schulen haben sogar eigene Schulgärten, aus denen frische Zutaten geerntet und verarbeitet werden können.
Insgesamt lernen die Schüler:innen durch den Anbau, die Schulung des Geschmacks und den Umgang mit verschiedenen Zutaten, was gesund ist und was nicht. Dieser ganzheitliche Ansatz ist ein weiterer Punkt, der Japan zum Vorbild für andere Länder macht.
Denn im Unterricht wird eben nicht nur vermittelt, welche Lebensmittel es gibt, was sie enthalten oder wie sie zubereitet werden, sondern auch, was mit den einzelnen Inhaltsstoffen bei welcher Zubereitungsart passiert und wie der Geschmack zustande kommt.
Der Unterricht bündelt also verschiedenste Aspekte und Fächer, darunter Biologie, Chemie, Ernährungskunde und praktisches Kochen.
Ernährungserziehung per Gesetz
An den Tagen, an denen kein Kochunterricht stattfindet, gibt es trotzdem gemeinsame Mahlzeiten in der Schule. Auch das gehört zur Ernährungsbildung dazu. In Japan ist das Kyushoku, das Schulessen, ein fester Bestandteil im Schulalltag.
Je nach Schulstufe werden die Mahlzeiten zentral in den Schulen zubereitet, anschließend findet das Essen gemeinsam in den Klassenräumen statt. Der Leitgedanke dahinter ist, dass alle zusammen essen.
Schon seit 2005 ist dieser Ansatz unter dem Begriff Shokuiku gesetzlich verankert. Shokuiku bedeutet Ernährungserziehung und in Artikel 2 heißt es dazu:
„Shokuiku muss unter dem Grundsatz vermittelt werden, dass es zur Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit der Bürger und zur Entwicklung der Menschlichkeit beiträgt, indem es ihnen hilft, die Fähigkeit zu entwickeln, angemessene Entscheidungen hinsichtlich ihrer Ernährung zu treffen und ihr Leben lang gesunde Ernährungsgewohnheiten beizubehalten.“
Der Ansatz verfolgt aber noch ein anderes Ziel. So geht es auch darum, den Einfluss von finanziellen Möglichkeiten auf die Ernährung zu reduzieren.
Schon die Kinder sollen lernen, dass weniger Geld nicht mit einer ungesünderen oder schlechteren Ernährung einhergehen muss. In Japan, in dem das Bildungswesen von Privatschulen geprägt ist, ist es zwar durchaus eine Herausforderung, einen sozialen Ausgleich durch Bildung zu schaffen.
Aber zumindest auf der Gesundheitsebene sprechen die Zahlen für sich. Je nach Studie sind in Japan fünf bis 14 Prozent der Kinder übergewichtig.
Im Vergleich dazu bringt in Deutschland rund jedes vierte Kind zu viel Gewicht auf die Waage, Tendenz steigend.
Es scheint also durchaus eine Überlegung wert, nicht nur die Essensangebote an deutschen Schulen auszuweiten und gemeinsame Mahlzeiten zu fördern, sondern auch die Ernährungsbildung als Unterrichtsfach zu integrieren.
Natürlich klappt auch in Japan nicht immer alles. So gerät eine Suppe vielleicht mal etwas zu dünn oder ein Fischgericht ist übergart. Aber genau dafür gibt es ja den Kochunterricht.
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