Der Himalaja – ein Portrait

Der Himalaja – ein Portrait 

Der Himalaja wird nicht ohne Grund das Dach der Welt genannt. Immerhin ist er der weltweit größte Gebirgszug und beheimatet alle 14 Achttausender der Erde, darunter auch den Mount Everest als höchsten Berg unseres Planeten. Viele Jahrhunderte lang führten die Bewohner des Himalaja ein Leben in völliger Abgeschiedenheit. Deshalb gibt es kaum eine andere Region, in der so viele verschiedene Kulturen aufeinandertreffen. 

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Der Himalaja – die Heimat des Schnees

Der Name des asiatischen Gebirgszuges stammt aus dem Sanskrit und Hima’al-ya bedeutet ins Deutsche übersetzt Heimat des Schnees. Der Himalaja erstreckt sich von Ost nach West über eine Länge von gut 2.500 Kilometern. Er verläuft leicht halbkreisförmig entlang der Grenze zwischen China und Indien und grenzt dabei neben China und Indien auch an Pakistan, Nepal und den Bhutan. Die ersten Berge des heutigen Himalaja sind vor ungefähr 40 bis 50 Millionen Jahren entstanden. Seinerzeit waren die Kontinentalplatten von Asien und Indien zusammengestoßen.

Doch erst als vor etwa 2 Millionen Jahren die indische Kontinentalplatte damit begann, sich immer weiter unter den Rand des asiatischen Kontinents zu schieben, fing auch das Gebirge an, immer weiter in die Höhe zu wachsen. Dieses Wachstum ist bis heute nicht abgeschlossen. So sorgen die enormen Kräfte, die auf die beiden Kontinentalplatten einwirken, dafür, dass der Himalaja nach wie vor um bis zu zwei Zentimeter pro Jahr wächst.

Gleichzeitig sind die Bewegungen der Kontinentalplatten der Grund dafür, weshalb es in der Region oft Erdbeben gibt. Der Himalaja beherbergt hunderte Berge, die über 7.000 Meter hoch sind. Alle 14 Berge der Erde, die über 8.000 Meter hoch sind, befinden sich ebenfalls hier. Darunter ist natürlich auch der 8.848 Meter hohe Mount Everest als höchster Berg der Welt.

Bei diesen Angaben sind die Gipfel des Karakorums mitgezählt. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass die Region in Kaschmir von vielen als eigenständiges Gebirge behandelt wird, tatsächlich aber zum Gesamtsystem Himalaja gehört.  

Die Bewohner der Himalaja-Region

Aus den alten heiligen Schriften Indiens geht hervor, dass der Himalaja ab 2000 vor Christus besiedelt wurde. Woher die ersten Siedler kamen, ist aber nicht bekannt. Es wird vermutet, dass es sich um indogermanische Völker gehandelt hat, die aus den Steppen Zentralasiens den Weg in die Region fanden und sich hier niederließen.

Ab dem 15. Jahrhundert sahen sich die Bergvölker dann zwei massiven Einflüssen ausgesetzt. So trafen die hinduistischen Strömungen aus dem Süden auf die buddhistischen Lehren der Tibeter aus dem Norden. In den Regionen Ladakh und Zanskar im Westen des Himalaja übernahmen die tibetischen Völker die Vorherrschaft.

Auch Nepal brachten sie unter ihre Kontrolle. In der Folge wurden Dolpo, Mustang, Kumbu und eine Reihe weiterer tibetischer Feudalstaaten gegründet. Die Machtkämpfe zwischen den tibetischen Königshäusern und den hinduistischen Fürsten sollten viele Jahrzehnte lang weitergehen. Und wie so oft wurden sie letztlich auf dem Rücken der Bewohner ausgetragen.

Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen die Kolonialmächte den Himalaja in Beschlag. Erneut waren die Bergvölker fremden Einflüssen ausgesetzt. China und Russland ging es vorrangig darum, ihre Herrschaftsbereiche auszuweiten. Großbritannien war vor allem in Nepal und im Bhutan vertreten. Die Briten legten im indischen Darjeeling Teeplantangen und in Himachal Pradesh Apfelhaine an und öffneten die Region für den Kolonialhandel. Als Handelswege griffen die Briten auf die Wege der Seidenstraße zurück. 

Die Kolonialherrschaft im Himalaja endete erst, als Indien 1947 unabhängig wurde. Seitdem versuchen die Staaten in der Himalaja-Region, ihre eigenen politischen Wege zu gehen, auch wenn die Nachbarstaaten China, Indien und Pakistan immer wieder in das Geschehen eingreifen.

In der Himalaja-Region sind heute gut 50 Millionen Menschen zu Hause. Viele von ihnen verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft. Dies ist möglich, weil sich im Himalaja gewaltige Berggipfel und fruchtbare Hochplateaus abwechseln. Daneben hat sich inzwischen der Tourismus zu einer wichtigen Einnahmequelle entwickelt. 

 

Die Kulturen im Himalaja

Im Himalaja begegnen sich drei bedeutende Kulturen, nämlich die buddhistische Kultur Tibets, die hinduistische Kultur aus Indien und die islamische Kultur insbesondere Pakistans. Für die Buddhisten gelten die Berge des Himalaja als geweihtes Land. Nach buddhistischem Verständnis sind die Orte, die aus der Urkraft entstanden sind, die Wiege von einem Wissen, das für geistig entsprechend gebildete Menschen bestimmt ist. 

Die Hindus sehen im Himalaja die nördliche Grenze des heiligen Nordindiens, dem früheren Bharatavarsha. Für die Muslime liegen vor allem in den Indus-Bergen im westlichen Teil des Himalaja die heiligen Orte ihrer Ahnen. Deshalb finden sich in diesem Gebiet besonders viele Moscheen.


Die unterschiedlichen Traditionen, die teils nebeneinander existiert und sich teils miteinander vermischt haben, haben eine Vielzahl regionaler und lokaler Kulturen entstehen lassen. Besonders deutlich zeigt sich dies in Nepal. So sind das Tiefland und das Mittelgebirge bis heute vom Hinduismus geprägt, während in den Hochregionen der Buddhismus dominiert.

Dazwischen reihen sich immer wieder kleinere muslimische Kulturgruppen ein. Greifbarer werden die verschiedenen Einflüsse und Kulturen aber bei einem Blick auf Daten und Fakten. So ergab eine Volkszählung Anfang dieses Jahrtausends, dass im nicht allzu großen Nepal rund 75 verschiedene ethnische Gruppen leben und über 50 unterschiedliche Sprachen und Dialekte gesprochen werden.

Der Himalaja als Pilgerstätte

Touristen, die in den Himalaja kommen, spüren oft eine fast schon mystische Faszination, eine tiefe Spiritualität und eine innige Verbundenheit der Bewohner mit den Bergen. Nach hinduistischem Glauben etwa ist der Himalaja die Heimat der großen tibetischen und indischen Gottheiten. Die hohen Berge wiederum sind die Verbindung zwischen dem spirituellen und dem irdischen Raum, zwischen dem Himmel und der Erde.

Sowohl für die Hindus als auch für die Buddhisten ist der Kailash ein heiliger Berg, denn hier soll die Gottheit Shiva residieren. Der Kailash ist deshalb eine bedeutsame Pilgerstätte und alljährlich machen sich viele Gläubige auf, um den Berg zu umrunden. Im Buddhismus reicht eine Umrundung allerdings nicht aus. Der Weg zur unmittelbaren Erleuchtung verlangt nämlich, den heiligen Berg 108 Mal zu umrunden.

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